Inflation – derzeit ein drängendes Thema

In den Medien und auch in Gesprächen mit Familie und Bekannten kommt derzeit ein wirtschaftliches Thema wieder häufiger zur Sprache: die Inflation. Einmal Volltanken eines Mittelklassewagens kostete im Jänner 2022 um etwa 15 EUR mehr als noch im Jänner 2021. Im Dezember haben viele von uns ein Schreiben von ihren Gas- und Stromanbietern erhalten, dass die Tarife 2022 ordentlich angehoben werden. Und einige fragen sich, ob nicht auch der Kaffee im Kaffeehaus letztes Jahr noch günstiger war. Aber sind die Preise tatsächlich stärker gestiegen als sonst?

Wenn man sich die Preisentwicklung im Jahr 2021 ansieht, erkennt man schnell, dass im Jahresverlauf die Preise vieler Güter und Dienstleistungen tatsächlich außergewöhnlich stark angestiegen sind. Die VPI-Inflationsrate stieg von 0,8 % im Jänner 2021 auf 5,1 % im Jänner 2022 an. Eine monatliche VPI-Inflationsrate von über 5 % gab es das letzte Mal in den 1980er Jahren. Unser Gefühl täuscht uns somit nicht: Vieles ist teurer geworden, und zwar deutlich stärker als sonst.

Woran liegt das?
Die derzeit hohe Inflation ist im Wesentlichen eine Folge der COVID-19-Pandemie: Die Nachfrage hat sich nach dem tiefen Einbruch zu Beginn der Pandemie sehr schnell erholt. Die Menschen kaufen wieder mehr und geben teilweise das Geld aus, das sie während der Lockdowns gespart haben, z. B. für Reisen oder Restaurantbesuche, aber auch für Elektrogeräte, Autos oder Kleidung. Diesem Anstieg der Nachfrage steht ein Angebot gegenüber, das sich von den pandemiebedingten Produktionsschließungen und Lieferkettenunterbrechungen noch nicht gänzlich erholt hat. Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage trägt maßgeblich zu den beobachteten Preissteigerungen bei. Dazu kommt, dass politische Spannungen etwa zwischen Russland und der Ukraine und auch im mittleren Osten zu einem Anstieg der Öl- und Gaspreise und damit aller Energiepreise geführt haben. Die genannten Faktoren wirken allerdings nur vorübergehend, sodass im Lauf des Jahres 2022 wieder mit einer Abschwächung der Inflation gerechnet wird.

Was macht die OeNB/EZB gegen die hohe Inflation?
Nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat die EZB mit dem Pandemie-Notfallankaufprogramm von Wertpapieren und anhaltend niedrigen Zinsen dazu beigetragen, einen starken Wirtschaftseinbruch mit anhaltend hoher Arbeitslosigkeit zu verhindern. Mittlerweile hat sich die Wirtschaft allerdings weitgehend erholt, und die Inflation ist stärker gestiegen als ursprünglich erwartet. Daher hat die EZB angekündigt, dass sie ihre Wertpapierankaufprogramme reduzieren wird. Danach wäre auch eine Anhebung der Leitzinsen möglich. Beide Maßnahmen sorgen dafür, dass Sparen attraktiver und Kredite teurer werden, wodurch die Nachfrage gedrosselt und die Inflation gedämpft wird.