Gründung der „Oesterreichischen Nationalbank“ vor 100 Jahren

Aussschnitt einer OeNB-Aktie von 1922

Das österreichische Noteninstitut besteht zwar bereits seit 1816, als „Oesterreichische Nationalbank“ (OeNB) nahm es aber erst mit 1. Jänner 1923 seine Tätigkeit auf. Gegründet in schwierigen Zeiten, welche von Hyperinflation und dem Bewältigen der Kriegsfolgen geprägt waren, übernahm die OeNB nach der Liquidierung der aus der Monarchie stammenden „Oesterreichisch-ungarischen Bank“ (OeUB) ein schweres Erbe. Der Übergang in neu geordnete politische und wirtschaftliche Verhältnisse war ein jahrelanger Prozess.

Mit Ende des Ersten Weltkriegs 1918 begann die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn in mehrere Nationalstaaten auseinanderzubrechen. Gemäß den Bestimmungen des Friedensvertrags von St. Germain, der am 16. Juli 1920 in Kraft trat und die Auflösung von Österreich-Ungarn auch völkerrechtlich bestätigte, wurde nun die Liquidierung der OeUB eingeleitet.

Zur gleichen Zeit stieg in Österreich die Inflation in dramatische Höhen und auch das Staatsdefizit konnte nicht verringert werden. Bundeskanzler Seipel suchte deswegen beim Völkerbund (indirekter Vorläufer der Vereinten Nationen) um einen Hilfskredit für Österreich an, der schließlich im Oktober 1922 gewährt wurde, aber Österreich zu einem tiefgreifenden wirtschaftlichen Sanierungsprogramm verpflichtete. 

Eine wichtige Stütze in diesem neuen Aufgabenspektrum sollte eine vom Staat unabhängige Notenbank sein. Per Bundesgesetz erfolgte die Gründung der neuen Aktiengesellschaft „Oesterreichische Nationalbank“, die bereits mit 1. Jänner 1923 ihre Tätigkeit aufnahm. Die Liquidierung der OeUB war damit abgeschlossen.

Zu den Kernaufgaben der OeNB gehörte, für Stabilität und Sicherheit zu sorgen. Das große Ziel, die Hyperinflation einzudämmen und die Währung zu stabilisieren, gelang mit 1. Jänner 1925, als die Schilling-Währung eingeführt wurde. Der Schilling galt als Symbol der Überwindung der Kriegs- und Nachkriegszeit und als Hoffnung auf eine bessere Zukunft.